Montag, 22. April 2013

"Kletterpornos"

Dieser Post muss mit einem Klassiker beginnen:

Der Mensch, das Augenwesen, braucht das Bild.

Leonardo da Vinci; 1452-1519

Deswegen haben Maler früher gut verdient, und auch heute gibt es richtig gutes Geld für Grafiker ... in der Summe. Leider ist bei der Menge der Künstler und der Menge an Medien für den einzelnen nicht so richtig viel zu holen, außer er arbeitet für ein kommerziell erfolgreiches Projekt.

Was hat das mit Klettern zu tun? Auch der vertikale Sport ist auf Bilder angewiesen, besonders auf Videos. Immer geht es um den Nachweis, eine Route geschafft zu haben, oder wenigstens darum, aus den eigenen Fehlern zu lernen. Im folgenden ein Beispiel, was passiert, wenn man nicht konsequent mitfilmt ... (der erste bewegte Text, das Gefühl für die Zeit kommt noch):


Der Übergang zum "Kletterporno" ist da nicht weit. Noch vor wenigen Jahren war das recht neumodische Bouldern nicht durchsetzt von lifestyleartigen Kletterproduktfirmen und das Outfit der "Athleten" war noch viel zweckmäßiger (Doku von 1999 HIER). Aber der Körperkult ist schon gut sichtbar. Denn Sportler, besonders jene, die mit viel Kraft arbeiten müssen, zeigen ihre Errungenschaften auch gerne. Und diesmal geht es nicht um die Durchstiege, sondern um die blanken Oberkörper, sehnig, muskolös und sonnenverbrannt.

Und heute sind Bouldern und Klettern Mode. Und Mode wird auch von coolen Menschen gemacht, von denen, die einfach nur dabei sein wollen - und dabei hip und up-to-date und wie ihr Vorbild. So entwickelt sich eine eigene Wirtschaft. Ich habe das Gefühl, hier wird viel von den Skatern übernommen, deren Lebensstil auch eher entspannt ist, und die dennoch ohne Zweifel großartige Akrobatik zeigen. Und natürlich gehen die Sportfirmen voll mit, die bisher mit Joggen, Skaten, Walken schon einige Szenen mit Bekleidungsbedürfnissen schwängern.

Der Sturz im Film war nicht folgenlos. Aber Kletterer sind auch immer hart und zeigen das auch gerne!
Und auch die Hersteller aufwändiger Expeditions-Ausrüstung springen auf den Zug auf. Wir kennen sie alle, die gelben Wolfspfoten und andere Embleme, welche eigentlich Klamotten beprangen, die im städtischen Leben völlig überdimensioniert funktional sind. Aber die Gesellschaft sehnt sich nach "Draußen" und glaubt, man kann sich das kaufen. Das zeigen auch die überragenden Verkaufszahlen von Zeitschriften wie Landlust.

Nichts desto trotz: wenn man das eben gesagte im Hinterkopf behält, sich der manipulativen Wirkung der professionellen und gesponsorten Videos bewusst ist und sich die richtigen Juwelen aus der Kletterporno-Auslage fischt, dann wird man mit Motivation, Reise-Ideen, wunderschönen Naturaufnahmen und natürlich auch unglaublichen menschlichen Körpern ... ähm ... Leistungen belohnt. Und es ist eine schöne Spielwiese für kreative Filme-Macher, die sich mit der Szene, dem Klettern als Mode, etwas Geld verdienen können. Beispiel?

Und lieben wir nicht den Schweiß, der sich auf den Handflächen bildet? Die anteilnehmende, ach was, mitkletternde Anspannung? Deswegen üben sich auch Fee und Viktor im filmen und editieren, um langsam aber stetig besser zu werden, wie auch im Klettern selbst.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen